spin-off Steuern Abspaltung

Unternehmensabspaltungen (Spin-off): Vermögenssteuer durch die Hintertür

spin-off Steuern Abspaltung

Quelle: PeterFranz / pixelio.de

Der Finanzminister erlebt derzeit, von der breiten Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, einen unerwarteten Geldsegen. Seine Ursache liegt in den Unternehmensabspaltungen (spin-offs), die gerade von vielen amerikanischen und auch einigen europäischen Unternehmen durchgeführt werden. Bei inländischen Abspaltungen, wie kürzlich der Osrams von Siemens, gibt es keine steuerlichen Auswirkungen. Statt einer Aktie besitzt man zwei, die zusammen den gleichen Wert haben wie die ursprüngliche Aktie. Schlecht sieht es dagegen für deutsche Anleger aus, wenn sich ausländische Unternehmen spalten. Das wird vom Finanzamt grundsätzlich als Sachausschüttung gewertet und besteuert. Begründung: die steuerlichen Charakteristika der ausländischen Muttergesellschaft entsprechen möglicherweise nicht den deutschen Anforderungen für eine steuerfreie Abspaltung. Sicherheitshalber langt das Finanzamt zu.

Derzeit geht eine Welle von Unternehmensrestrukturierungen durch amerikanische Unternehmen. “In der modernen Zeit gehen amerikanische Unternehmen alle 30 Jahre durch ein Periode von Abspecken und Restrukturieren,” zitiert die Financial Times den Gründer von Skybridge, Anthony Scaramucci. “In den 80er Jahren geschah dies durch den Druck der Übernahmen, heute durch aktive Investoren. Alle 30 Jahre werden Unternehmen fett, sie werden träge.”

Für deutsche Sparer wird das teuer, denn die Liste der potentiellen Abspaltungen allein für die Monate Mai und Juni ist lang und hat einen hohen Marktwert:

  • Rayonier Inc. (Marktwert 5,8 Milliarden Dollar)
  • Timken Co (Marktwert 5,8 Milliarden Dollar)
  • The Ensign Group (Marktwert 960 Millionen Dollar)
  • Time Warner / Time (Marktwert 62 Milliarden Dollar)
  • Simon Property (Marktwert 54 Milliarden Dollar)
  • Exelis (Marktwert 3,2 Milliarden Dollar)
  • National Oilwell Varco (Marktwert 35 Milliarden Dollar)
  • NorthStar Realty Finance (Marktwert 5,3 Milliarden Dollar)
  • Oil States International / Civeo (Marktwert 5,3 Milliarden Dollar)
  • Tribune (Marktwert 7,4 Milliarden Dollar)
  • Fidelity National Financial (Marktwert 9,2 Milliarden Dollar)

Insgesamt spalten sich also in nur zwei Monaten Unternehmen im Wert von rund 192 Milliarden Dollar auf. Ein Teil davon dürfte auch deutschen Anlegern gehören, die den Wert der abgespaltenen Unternehmen als Dividenden versteuern müssen. Obwohl sie im Gegensatz zu einer echten Dividende kein Geld erhalten, und auch sonst ihre Investition nicht liquidiert haben. Letztlich handelt es sich hier also um eine Vermögenssteuer durch die Hintertür.

Es gab bereits Bestrebungen, die steuerliche Behandlung ausländischer Abspaltungen derer inländischer anzugleichen. Jedoch konnten sich Bund und Länder nicht auf die Verteilung der Steuerausfälle einigen. Zweifellos wird die Verteilung der Einnahmen einfacher, wenn bald durch die erhöhte Abspaltungsaktivität die Einnahmen sprudeln.

Manche Steuerberater sollen ihren Kunden raten, gegen die Einschätzung des Finanzamts, es handele sich um eine Sachausschüttung, Widerspruch einzulegen. Sollten viele Anleger auf diesen Rat hören, droht den Ämtern eine Widerspruchswelle. Der Gesetzgeber könnte allein dadurch zum Handeln gezwungen sein.

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Posted in Börse, Kapitalmarkt, Steuer.

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