Währungskrieg-Monitor

Der Währungskrieg-Monitor verfolgt den derzeitigen Währungskrieg mit einer Aufstellung aller Auf- und Abwertungen.

Was ist ein Währungskrieg?

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„Mantega“ von Marcello Casal Jr/ABr – Agência Brasil. Lizenziert unter CC BY 3.0 br über Wikimedia Commons.

Der Begriff Währungskrieg wurde vom damaligen brasilianischen Wirtschaftsminister Guido Mantega am 27. September 2010 mit Blick auf die Geldschöpfung durch die amerikanische Zentralbank wiedereingeführt:

Wir stehen mitten in einem internationalen Währungskrieg, einer generellen Abwertung von Währungen. Dies ist eine Bedrohung für uns denn es nimmt uns die Wettbewerbsfähigkeit.

Ursprünglich bezieht er sich auf die Zeit der Weltwirtschaftskrise in den 30er Jahren, als alle Staaten versuchten, ihre Währungen abzuwerten, um so mehr exportieren zu können. Wertet ein Land seine Währung ab, so sinken dadurch die Kosten von Produkten dieses Landes in anderen Währungen. Die Exporteure des abwertenden Landes erzielen einen wirtschaftlichen Vorteil auf Kosten ausländischer Konkurrenten.

Das Problem aller Währungskriege: Wenn alle Länder gleichzeitig ihre Währungen abwerten, befindet sich die Welt wieder am Ausgangspunkt. Die Währungen haben zueinander wieder das gleiche relative Verhältnis. Deshalb bleiben Währungskriege Nullsummenspiele ohne Gewinner.

Richtig los ging der Währungskrieg der 1930er Jahre mit der Abwertung des britischen Pfunds und seinem Austritt aus dem Goldstandard am 20. September 1931. Die Staaten, die auf eine stabile Währung setzten und den Goldstandard beibehielten, der sogenannte Goldblock, verloren ihre Wettbewerbsfähigkeit und hatten das Nachsehen. Auch Deutschland hielt am Goldstandard fest und wertete nicht ab. Das Ergebnis war eine schwere Rezession, deren einzige Gewinner die Nazis waren, denen die wirtschaftliche Misere Wähler zuspielte. [Auszug aus meinem Buch Alternativlos]

Auf- und Abwertungen

Immer wieder wird behauptet, feste Wechselkurse wären ein Garant von Währungsstabilität. Wie ich in meinem Buch zeige, sind sie lediglich ein Zeichen von Scheinstabilität.

Diese Seite verfolgt aktuelle Auf- und Abwertungen von Währungen. Die meisten davon schaffen es nicht in die Schlagzeilen, ja nicht einmal in die Randnotizen des Wirtschaftsteils.

2015

Vietnam: 7.1.

Der vietnamesische Dong wurde gleich in der ersten Woche des neuen Jahres um ein Prozent abgewertet. Nicht viel, aber schon die zweite Abertung innerhalb von sieben Monaten. Die Zentralbank kündigte an, die Märkte zu „beobachten“ und gegebenenfalls erneut abzuwerten.

Schweiz: 15.1.

Die Schweiz ist das erste Opfer des Währungskriegs im neuen Jahr. Der Wechselkurs des Schweizer Franken hatte bis zum 15. Januar einen von der Schweizer Nationalbank garantierten Mindestwechselkurs von 1,20 zum Euro. Um die Nachfrage nach Franken zu decken weitete die Zentralbank die Geldmenge aus und häufte erhebliche Devisenreserven an. Nach der Ankündigung der EZB, ein Kaufprogramm für Anleihen aufzulegen, kam das Ende des angeblich festen Wechselkurses. Für Beobachter war das unerwartet: noch in der Woche zuvor hatte die Nationalbank ihren Willen bekräftigt, den festen Wechselkurs zu verteidigen.

Verlierer sind nicht nur Schweizer Exporteure, sondern auch viele Immobilienkäufer in Osteuropa, die Hypotheken in Schweizer Franken aufgenommen haben und diese jetzt zu einem ungünstigeren Kurs zurückzahlen müssen.

Singapur: 27.1.

Singapur änderte am 27.1. die Schwankungsbreite seiner Währung gegenüber einem Korb von Devisen. Sie stürzte daraufhin um 9 Prozent ab.

Ägypten: Januar/Februar und länger

Auch hier zeigen sich die unbeabsichtigten Auswirkungen der EZB-Weichwährungspolitik. Der Wert des ägyptischen Pfunds hat gegenüber dem Euro in den letzten Jahren zugenommen. Um die Wettbewerbsfähigkeit wiederherzustellen und den offiziellen Kurs dem des Schwarzmarkts anzugleichen hat Ägypten seit Anfang des Jahres langsam abgewertet. Ägypten ist also ein unfreiwilliger Teilnehmer des Währungskriegs.

Australien: 2.2.

Da der Australische Dollar an keine Währung gekoppelt ist, ist eine Abwertung im engen Sinne nicht möglich. Anfang Februar wurden aber die Zinsen gesenkt. Bei diesem Anlass kündigte der Zentralbankgouverneur Glenn Stevens an, dass ein niedriger Wechselkurs notwendig wäre. Stevens Bemerkung zeigt deutlich, wie weltweit die Angst vor dem aktuellen Währungskrieg umgeht. Selbst bei Zentralbanken, die nicht vorgaukeln, eine stablile Währungsparität zu wahren.

Ukraine: 5.2.

Währungskrieg und militärischer Krieg verlaufen hier parallel. Die Hryvnia wurde um 31 Prozent abgewertet.

Venezuela: 10.2.

Mehrere parallele Wechselkurse gibt es in Venezuela schon länger unter der Bezeichnung „SICAD I“ und „SICAD II“. Mit der Einführung einer neuen Variante, „Simadi“, geht eine 69-prozentige Abwertung einher. Ob die sozialistische Regierung weiß, dass auch eine erneute Abwertung die leeren Regale nicht füllen kann? Venezuela führt weniger einen Währungskrieg als eine schleichende planwirtschaftlische Selbstzerstörung.

Nigeria: 18.2.

Das bis vor kurzem gängige System regelmäßiger Auktionen von Devisen ähnelte der Wechselkursbewirtschaftung in Venezuela unter „SICAD I“. Zum Zeitpunkt der Auktionen kam es allerdings zu Verwerfungen an den Zinsmärkten. Die Scheinstabilität der Währung wurde also mit Chaos am Kreditmarkt erkauft. Dazu kam, dass zusammen mit dem Ölpreise auch die Devisenreserven Nigerias fielen – um immerhin 25 Prozent im Jahr 2014. Am 18.2.2015 gab die Nigerianische Zentralbank auf schaffte die Auktionen ab. Die Naira fiel vom offiziellen Band von 160-178 auf 198 zum US Dollar, zeitweise auch über 200. Dies entspricht einer Abwertung von ca. 20 Prozent.

Aserbaidschan: 22.2.

Wegen des niedrigen Ölpreises musste Aserbaidschan den Manat am 22. Februar 2015 um 33,5 Prozent gegenüber dem US Dollar abwerten. Dies folgte einer technischen Änderung der Währungspolitik: statt einer Kopplung an den US Dollar sollte der Manat an einen Korb bestehend aus Euros und Dollar gekoppelt werden. Aufgrund des schwächelnden Euros hätte dies den Manat längerfristig abgewertet. Die Zentralbank entschloss sich dann aber doch zum harten Schritt einer sofortigen Abwertung.

Das Nachbarland Kasachstan hatte übrigens im Februar 2014 abgewertet. Wie in einem Währungskrieg üblich erhöht jetzt der Schritt Aserbaidschans den Druck auf Kasachstan, erneut abzuwerten und die Spirale gegenseitiger Abwertungen in Gang zu halten.

Vietnam: 6.5.

Der Dong wurde am 6. Mai erneut um 1 Prozent abgewertet. Die Währungsreserven des Landes betragen gerade einmal 35 Milliarden Dollar, was Importen von nur zeieinhalb Monaten entspricht. Eine weitere Abwertung ist also durchaus wahrscheinlich. Die Philippinen haben ebenfalls niedrige Reserven und könnten schon bald abwerten.

Angola: 5.6.

Am 5. Juni wertete Angola die Kwanza um 6,6 Prozent ab. Auf dem Schwarzmarkt liegt der Wechselkurs allerdings noch ungünstiger, so dass eine weitere Abwertung wahrscheinlich ist. Angolas Wirtschaft leidet unter dem niedrigen Ölpreis.

Top Kandidaten

Die Top-Kandidaten für eine baldige Auf- oder Abwertung sind:

Dänemark, Polen: Wie in der Schweiz führt die Weichwährungspolitik der EZB auch in diesen Ländern zu einer ungewollten Auswertung der Geldmenge und früher oder später zu importierter Inflation. Die Frage ist nicht, ob, sondern wann die jeweiligen Zentralbanken die Reißleine ziehen und aufwerten.

Kasachstan: Durch die Abwertung in Aserbaidschan steigt der Druck auf Kasachstan, erneut abzuwerten.

Venezuela: Niedriger Ölpreis und ein gescheitertes sozialistisches Experiment machen mehrere de facto Abwertungen im komplizierten System der Devisionbewirtschaftung unumgänglich. Ein Staatsbankrott in der zweiten Jahreshälfte ist auch möglich.

Ägypten: wird die schrittweise Abwertung des Pfunds im Laufe des Jahres 2015 fortsetzen.

Griechenland: Dank Syriza ist ein Grexit im Laufe des Jahres 2015 möglich. Die Abwertung dürfte dann bei mindestens 30 Prozent liegen.

Türkei: Zwei Zinsenkungen in diesem Jahr sind der türkische Beitrag zum Währungskrieg. Sie werden zu einer starken Abwertung des Pfunds führen.

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