Professor Stiglitz gibt unnütze Ratschläge zum Euro

Joseph E. Stiglitz. Bild: Wikimedia Commons.Joseph E. Stiglitz hat sich im Laufe der Jahre einen Fanclub aufgebaut, der nur noch von dem Paul Krugmans übertroffen wird. Zu seinem aktuellen Kommentar zur wirtschaftlichen Lage in Europa dürfte sich in den nächsten Tagen der Chor der publizistischen Papageien gesellen. Hier ein kurzer Faktencheck seiner Patentrezepte:

  • Bankenunion: alles wird gut, wenn nur eine Bankenunion kommt. Dieses Thema wird von allen Beobachter überbewertet. Wahrscheinlich wird sie keine Rolle spielen. Vielmehr besteht die Gefahr, dass Probleme, die jetzt auf nationaler Ebene auftreten, dann europaweit in umso größeren Ausmaß auftreten.
  • Vergemeinschaftung der Schulden: das wird schnell in eine Vergemeinschaftung der Verantwortungslosigkeit mutieren. Auch hier gilt: auf europäischer Ebene wird der Schaden umso höher ausfallen.
  • Industriepolitik: schade für Stiglitz, dass Europas derzeit erfolgreichste Volkswirtschaft, Deutschland, eben keine nennenswerte Industriepolitik betreibt. Das Land mit der aktivsten Industriepolitik, Frankreich, ist schon lange auf dem absteigenden Ast. Weltweit gesehen geht Japan mit aktiver Industriepolitik durch eine zwei Jahrzehnte andauernde Krise, während die U.S.A. für die Weltwirtschaft genau so lange den Karren aus dem Dreck ziehen, und zwar ohne aktive Industriepolitik. Obamas Andeutungen einer möglichen Industriepolitik sind bisher glücklicherweise Wahlkampfparolen geblieben, der Aufschwung konnte deshalb ungestört einsetzen.
  • Inflation: ein altes Mantra keynesianischer Planwirtschaft ist die Idee, dass Inflation Wachstum schaffen kann. Das ist zwar weder intuitiv nachvollziehbar noch statistische bewiesen, doch es wird immer wieder behauptet, Inflation würde Kreditnehmern helfen. In der Praxis sieht es eher so aus, das Kreditgeber schlau genug sind, sich durch langfristig höhere Zinsen das Risiko der Geldentwertung bezahlen zu lassen.
  • Abwertung: Auch Abwertungen funktionieren erfahrungsgemäß nicht. Es wird heute gerne vergessen, dass regelmäßige Abwertungen vor Einführung des Euro immer wieder Kaufkraft zerstörten und viel Energie aufgebracht wurde, rechtzeitig die nächsten Abwertung vorherzusagen. Kapitalflucht ist kein neues Phänomen seit Einführung des Euro.

Doch die Krönung kommt zum Schluss. Zum Thema Mobilität hat er zu sagen: „Migration aus krisengeschüttelten Ländern […] hat ärmere Volkswirtschaften ausgehöhlt.“ Tja, die DDR-Funktionäre standen bis zum Mauerbau vor dem gleichen Problem. Freizügigkeit ist offenbar kein Grundrecht mehr, sondern gilt jetzt plötzlich als Gefahr.Kaum haben die Menschen in Europa ein wenig Freiheit erkämpft, schon zittern Etatisten vor den freien Entscheidungen der Bürger. Wird auch Stiglitz jetzt seine ausländischen Studenten auffordern, schleunigst in ihre Ursprungsländer zurückzukehren? Wohl kaum, solange sein Lehrstuhl durch Studiengebühren in Höhe von 46 Tausend Dollar pro Jahr finanziert wird, also von jenen 1%, gegen die er mit spitzer Feder anschreibt.

Als ich vor etwas über einem Jahrzehnt bei Fannie Mae arbeitete, hatte Stiglitz gerade den Nobelpreis gewonnen. Wir heuerten ihn für eine Studie, in der er zeigte, dass eine Pleite von Fannie Mae und Freddie Mac den amerikanischen Steuerzahler maximal zwei Millionen Dollar kosten würde. In der Krise beliefen sich die Kosten dann auf 200 Milliarden. Kleiner Rechenfehler?

Doch Stiglitz ist ein schlauer Fuchs. Kaum war die Studie fertig, warnte er vor einer möglichen Krise. Er hatte sich intellektuell abgesichert und verpasst heute keine Gelegenheit, auf seine rechtzeitige Krisenwarnung hinzuweisen. Die Studie erwähnt er nicht mehr.

Wenn man echtes Geld von echten Kunden investiert und Entscheidungen treffen muss, ist der Luxus einer solchen Vollkasko­rhetorik nicht machbar. Professor hätte man eben werden müssen.

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