Eingkommensungleichheit: Davos katalysiert sozialromantische Tagträumereien bei Oxfam

Klaus Schwab World Economic Forum Oxfam Working For The Few. Political capture and economic inequality

(C) World Economic Forum swiss-image.ch/Photo by Remy Steinegger

Pünktlich zu Davos bringt Oxfam eine „Studie“ („Working For The Few. Political capture and economic inequality“) heraus, die ungleiche Einkommens- und Vermögensverteilung in der Welt anprangert. Kritik an Verteilungen ist immer problematisch, weil das in einer Zahl ausgedrückte Vermögen oder Einkommen weitgehend bedeutungslos ist. Eine Zweizimmerwohnung in New York ist nun einmal eine Million wert, in im Bundesstaat Mississippi nicht einmal ein Zehntel davon. Dadurch unterscheiden sich die Vermögen von Eigentümern dieser Wohnungen um den Faktor zehn, obwohl ihr Lebensstandard (eine Zweizimmerwohnung als Wohnraum) gleich ist. Ähnlich sieht es mit Einkommen aus. Kritik an den Vermögen der Superreichen läuft letztlich darauf hinaus, dass die Welt gleicher aussehen würde, wenn wir nicht so viel Facebook nutzen würden, weil dann Mark Zuckerbergs Vermögen schrumpfen würde.

Doch von solchen fundamentalen Schwächen von Vermögens- und Einkommensvergleichen einmal abgesehen übersieht diese Studie, wie alle ähnlichen auch, ein fundamentales Problem der Konzentration von Einkommen: der Sozialstaat kommt heutzutage ohne die Reichen nicht mehr über die Runden.

Laut Einkommensteuerstatistik finanzieren die oberen 0,4 Prozent der Steuerzahler in Deutschland, also Alle, die mehr als 125.000 Euro im Jahr verdienen, immerhin fast ein Fünftel des Staates. Würden ihre Einkommen auf Durchschnittsniveau fallen, sähe die Einkommensverteilung zwar viel gleicher, und nach Meinung einiger auch „gerechter“ aus. Doch das Problem dabei: die Steuersätze im Mittelfeld der Einkommenspyramide sind so niedrig, dass die Einnahmen des Staates dann um etwa ein Fünftel sinken würden. Noch schlimmer wäre es, wenn die oberen zehn Prozent der Einkommenspyramide nur noch ein Durchschnittssalär verdienen würden: dann fehlte dem Staat rund die Hälfte seiner Einnahmen. Dieses Paradox wird von allen Marktschreiern der Ungleichheit gerne verschwiegen: mehr Einkommensgleichheit bedeutet entweder weniger Sozialstaat, oder drastisch höher Steuern auf mittlere Einkommen.

Vielleicht sollte Oxfam einmal eine Studie herausbringen, wie hoch wohl die Steuerlast des Durchschnittsverdieners bei völlig gleichen Einkommen wäre.

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