Kritik an Bank-Boni: BaFin blamiert sich wieder

Röseler BaFin Bank Bonus

Quelle: © Schafgans DGPh / BaFin

Wenn ausgerechnet der oberste Bankenaufseher der BaFin, Raimund Röseler, Banken für zu hohe Boni kritisiert, muss man sich schon fragen: was macht der Mann eigentlich den ganzen Tag lang? Ist es nicht Aufgabe eben der BaFin, die entsprechenden EU-Regeln in Deutschland umzusetzen? Röselers Jammern zeigt, dass er seine Aufgabe nicht richtig erfüllt hat und präventiv schon einmal für empörte Schlagzeilen in den Medien sorgt, bevor er selbst dort als Versager an den Pranger gestellt wird.

Besonders absurd ist sein Vorwurf, Banken nähmen Beschränkungen für ihre Top-Mitarbeiter offenbar nicht richtig ernst und umgingen Vorschriften gegen hohe Boni, indem sie ihre Spitzenmitarbeiter nicht als Risikoträger einstuften. Wenn Röseler seine Aufgabe darin sieht, Bonuszahlungen moderat ausfallen zu lassen, dann hat er auf voller Linie versagt.

Aber gerade das ist nicht Sinn und Zweck der Bonusregeln. Sie sind kein klassenkämpferisches Instrumentarium. Vielmehr sollen sie verhindern, dass unkontrollierbare Risiken in den Bilanzen landen. Deshalb sind von den Beschränkungen nur solche Angestellten betroffen, die riskante Geschäfte mit dem Eigenkapital des Instituts eingehen. Wer hingegen nur Geschäfte auf Provisionsbasis betreibt, geht kein Verlustrisiko ein und braucht deshalb auch nicht durch Einkommensbeschränkungen zum Schieben einer ruhigen Kugel ermuntert zu werden.

An der medialen Kritik Röseler zeigt sich das mangelnde Verständnis der Aufsichtsbehörden für den wahren Kern des Bankgeschäfts: es geht im Investmentbanking eben gerade nicht darum, mit möglichst großen Einsätzen zu jonglieren. Das war einmal das Geschäft der (übrigens staatlichen) Landesbanken, die genau dadurch abgewirtschaftet haben. Wenn Banken heute weniger Angestellte haben, die Risiken eingehen, kann dies auch ein Zeichen eines erfreulichen Wandels sein: wenn weniger Risiken in den Bilanzen landen sondern an echte Investoren verkauft werden, gibt es mehr Provisionen, und auch mehr Mitarbeiter, deren Bonus nicht vom Risiko, sondern von Provisionen abhängt. Ist das nicht genau die richtige Entwicklung als Konsequenz aus der Krise? Hohe Boni an Mitarbeiter, die nicht Risikoträger sind, können eben auch bedeuten, dass Risiken aus dem Bankensystem verschwinden.

Es ist mindestens das zweite Mal innerhalb eines Jahres, dass Röseler mit einer aggressiven Medienoffensive Kritikern zuvorzukommen versucht. Im April 2013 kündigte er an, er wolle die Offshore-Geschäfte deutscher Banken prüfen. Damals berichteten Medien über die Trust-Sparten deutscher Banken in Steueroasen mit der Behauptung, sie würden für illegale Geschäfte genutzt. Statt im Tiefschlaf ertappt zu werden, holte die BaFin auch damals zum medialen Erstschlag aus.

Überhaupt scheint die BaFin eine weitgehend politisierte Behörde zu sein. So musste ihr ehemaliger Chef Jochen Sanio vor einigen Jahren von seinen eigenen Beamten zurückgepfiffen werden, nachdem er Bundestagsabgeordneten in einer Sitzung des Haushaltsausschusses fälschlicherweise weisgemacht hatte, Kreditderivate würden zu Marktmanipulationen missbraucht(*).

Mit seiner Kritik an Bonuszahlungen macht sich Röseler zur Witzfigur und bestätigt nur bestehende Vorurteile, mit denen die Branche über die mangelnde Qualifikation vieler Aufsichtsbehörden schmunzelt. Der Öffentlichkeit könnte die Behörde jedenfalls besser dienen, wenn sie sich nicht an der Zahl der Bonusbezieher oder der Höhe der Zahlungen festbeißen, sondern die wirklichen Risiken analysieren würde.

 

(*) Diese Episode habe ich ausführlich in meinem im Februar erscheinenden Buch „Alternativlos – Warum wir jetzt erst recht ungezügelte Finanzmärkte brauchen“ beschrieben. Sanio beherrschte nicht einmal elementare Prozentrechnung und bewies seine Unkenntnis von Kreditderivaten, als er angebliche Spekulationen damit zu erläutern versuchte.

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