Gehalt Einkommen Banker

Investmentbanker verdienen zu wenig, Journalisten zu viel

Gehalt Einkommen Banker

Bild: Klaus-Uwe Gerhardt / pixelio.de

Dieser Beitrag ist zuerst auf Vertriebsnachrichten.de erschienen.

Egal, wie viel oder wie wenig Angestellte der Finanzbranche verdienen, für die meisten Bürger ist es immer noch zu viel. Dabei sind die Gehälter im Finanzsektor in den letzten Jahren erheblich zurückgegangen. Nichtsdestotrotz schimpfen Öffentlichkeit und Aufsichtsbehörden über das angeblich zu hohe Gehaltsniveau.

Erst vor wenigen Monaten kritisierte der oberste Bankenaufseher der BaFin, Raimund Röseler, Banken für zu viele und zu hohe Boni. Ein Fall von Realsatire: Röseler ist nämlich dafür zuständig, eben jene EU-Regeln umzusetzen, durch die Boni begrenzt werden sollen. Wenn seine Aussagen stimmen, hat er jedenfalls erfolgreich von seinem eigenen Versagen abgelenkt.

Derzeit kursieren Statistiken, wonach der durchschnittliche Investmentbanker im vergangenen Jahr sechs Prozent weniger verdient hat als im Vorjahr, sogar 25 Prozent weniger als 2007. Trotzdem, so murren Beobachter, sei das Einkommen noch viel zu hoch.

Die Statistik trügt

Was kaum jemand weiß: Diese Gehaltsstatistik ist völlig bedeutungslos. Denn dies ist der Betrag, der ausgezahlt wurde. Darin enthalten sind nicht nur das ausgezahlte Gehalt des laufenden Jahres, sondern auch Boni aus längst vergangenen Geschäftsjahren, die nach den neuen Regeln erst mit mehrjähriger Verzögerung ausgezahlt werden dürfen. Die Boni des Jahres 2013 sind in der Statistik nicht erfasst, denn sie werden auch erst mit Verzögerung in den nächsten Jahren ausgezahlt, und dass auch nur, wenn der Banker in der Zwischenzeit nicht entlassen wurde oder freiwillig den Arbeitsplatz gewechselt hat.

Wenn ein Investmentbanker überhaupt keinen Bonus für das Jahr 2013 bekommt, fällt sein Einkommen in der Statistik trotzdem wesentlich höher aus als sein Gehalt, eben weil auch Boni der Vorjahre statistisch erfasst werden. Statistiken über die Bezahlung von Investmentbankern zeigen somit nicht, wie viel Investmentbanker in einem Jahr tatsächlich verdienen.

Bankenhasser steigerten Kapitalisten-Profit

Klar ist: Gehälter in Banken sind stark zurückgegangen. Nicht nur Bankenkritiker dürfen sich darüber freuen. Auch die Aktionäre profitieren davon. Denn noch vor ein paar Jahren ging rund die Hälfte der Einnahmen der Investmentbanken für Personalkosten drauf. Inzwischen sind es im Schnitt nur noch 37 Prozent. Vor der Krise hatten die Angestellten der Finanzbranche die Auseinandersetzung zwischen Kapital und Arbeit zu ihren Gunsten entschieden. Jetzt liegt das Kapital wieder vorne. Ironie der Geschichte? Bankenhasser haben durch die zahlreichen Beschränkungen der Gehaltsniveaus den kapitalistischen Eigentümern zu mehr Profit verholfen.

Natürlich kann niemand sagen, wie hoch genau denn nun die Bezahlung von Angestellten des Finanzsektors sein soll. Wahrscheinlich würden die Kritiker auch noch schimpfen, wenn die Gehälter auch nur einen Cent über dem Mindestlohn lägen. Ein Vergleich mit Zeitungsverlagen deutet jedoch darauf hin, dass Bankangestellte inzwischen unterbezahlt sein könnten. Die New York Times gibt 38 Prozent ihrer Einnahmen für Personalkosten aus, also ein Prozent mehr als Investmentbanken. Offenbar sind es jetzt Journalisten, die überbezahlt sind. Komisch nur, dass kein Leitartikel darüber verfasst wird.

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Minder-Initiative Schaffhausen Irland Managervergütungen Unternehmensstandort

Verwählt: Irland und Großbritannien lösen die Schweiz als Unternehmensstandort ab

Dieser Beitrag ist zuerst auf der Seite der Huffington Post erschienen

Minder-Initiative Schaffhausen Irland Managervergütungen Unternehmensstandort

© semmickphoto – Fotolia.com

Aktuell zeigt sich in der Schweiz, wie ein Land die eigene Volkswirtschaft ruinieren kann. Und das bereits durch eine einzige Maßnahme. Selbst wenn es um ein hehres Ziel ging wie die soziale Gerechtigkeit. Was die Schweiz jetzt noch retten kann.

Vor gut einem Jahr, im März 2013, stimmten 68 Prozent der Eidgenossen per Volksabstimmung „Gegen die Abzockerei“. Diese fand nicht nur bei vielen Schweizern, sondern auch bei anderen Westeuropäern, die sich um wirtschaftliche Gleichheit sorgten, große Zustimmung.

Die Folge der Abstimmung: Abfindungen oder Begrüßungsgelder für Topmanager sind nun verboten. Zwar ist eine weitere potenzielle „Katastrophe“, die Deckelung der Managergehälter, nach einer erfolglosen zweiten Volksabstimmung im Herbst 2013 vorläufig vom Tisch. Doch der größte anzunehmende Unfall ist schon eingetreten: Der Ruf der Schweiz als attraktiver Unternehmensstandort ist dauerhaft ruiniert!

Konzerne ziehen um

Deutlich wurde dies vor wenigen Tagen, als der Mischkonzern Tyco (Umsatz: 20 Milliarden Dollar, Marktwert: 19 Milliarden Dollar) ankündigte, seinen Hauptsitz von Neuhausen im Kanton Schaffhausen nach Irland zu verlegen. Die Begründung: Die Schweiz sei zu unberechenbar geworden.

Hintergrund ist, dass Tyco an der New Yorker Börse notiert ist. Die Gepflogenheiten und rechtlichen Anforderungen dort sind mit den neuen Schweizer Regeln nicht mehr so leicht zu vereinbaren. Juristen warnen, dass bei im Ausland kotierten Firmen die Aktionäre gleich zweimal über die gleichen Managervergütungen abstimmen müssen, um sowohl den amerikanischen als auch den Schweizer Gesetzen gerecht zu werden.

Kettenreaktion absehbar

Dass es tatsächlich die schlechten Rahmenbedingungen und nicht etwa Steuern sind, weshalb Konzerne wie Tyco aus der Schweiz flüchten, zeigt sich am Beispiel von Weatherford International (Umsatz: 15 Milliarden Dollar, Marktwert: 16 Milliarden Dollar). Der Hersteller von Ausrüstungsgütern für die Erdöl- und Erdgasgewinnung verlegte sein Hauptquartier erst vor fünf Jahren von Houston in die Schweiz. Jetzt kommt der Umzug aus der Schweiz nach Irland, wobei die Firma allerdings nach wie vor Steuern in der Schweiz zahlen wird, also keinen steuerlichen Vorteil daraus zieht. Das Common Law in Irland verträgt sich einfach besser mit dem an der New Yorker Börse gültigen Common Law.

Weatherford ist kein Einzelfall. Pentair (Umsatz: 7,5 Milliarden Dollar, Marktwert: 14 Milliarden) hat bereits vor einiger Zeit angekündigt, ebenfalls die Schweiz zu verlassen. Andere potenzielle Umzugskandidaten sind Foster Wheeler (Umsatz 3,3 Milliarden Dollar, Marktwert: 3,3 Milliarden Dollar), Garmin (Umsatz: 2,6 Milliarden Dollar, Marktwert: 10 Milliarden Dollar) oder Allied World Assurance (Umsatz: 2,2 Milliarden Dollar, Marktwert: 3,6 Milliarden Dollar).

Britische Konkurrenz

Im Gegensatz zur Schweiz haben sich Irland und Großbritannien in den letzten Jahren große Mühe gegeben, in die erste Liga der attraktivsten Unternehmensstandorte aufzusteigen. Wie es der Zufall will gerade rechtzeitig, um von der Schweiz enttäuschte Unternehmen willkommen heißen zu können.

Diese Anstrengungen machen sich nun bezahlt. Es sind nicht nur Flüchtlinge aus den Alpen, die sich auf den britischen Inseln niederlassen wollen. Selbst der amerikanische Pharmariese Pfizer plant seinen britischen Konkurrenten AstraZeneca zu übernehmen und dann eine Gesellschaft englischen Rechts zu werden. Zwar ist Pfizer in der ersten Runde gescheitert, dürfte es aber nach Ablauf der Übernahmewartefrist erneut versuchen. Noble Energy war erst im Jahr 2009 aus der Karibik in die Schweiz umgezogen und erwägt jetzt einen Umzug nach England.

Goldgedeckter Franken als Rettung

Britische Unternehmensberater werden von Anfragen überschüttetet: PricewaterhouseCoopers (PwC) hat mehr als 100 multinationale Kunden, die ihren Sitz nach England verlegen wollen, KPMG hat weitere 94. Bei Ernst & Young sind es nochmal 60. Es sind keineswegs nicht nur Finanzfirmen. KPMG hat in erster Linie Industrieunternehmen und nur acht Finanzfirmen unter den 94.

Der Zug für die Schweiz scheint abgefahren zu sein. Retten kann sie jetzt bestenfalls noch das Volksbegehren „Rettet unser Schweizer Gold“ bringen. Denn ein goldgedeckter Franken wäre zu Zeiten unbeschränkter Anleihenkäufe durch EZB und Fed ein echter Stabilitätsbeweis, der das verlorene Vertrauen wieder herstellen könnte.

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Kritik an Bank-Boni: BaFin blamiert sich wieder

Röseler BaFin Bank Bonus

Quelle: © Schafgans DGPh / BaFin

Wenn ausgerechnet der oberste Bankenaufseher der BaFin, Raimund Röseler, Banken für zu hohe Boni kritisiert, muss man sich schon fragen: was macht der Mann eigentlich den ganzen Tag lang? Ist es nicht Aufgabe eben der BaFin, die entsprechenden EU-Regeln in Deutschland umzusetzen? Röselers Jammern zeigt, dass er seine Aufgabe nicht richtig erfüllt hat und präventiv schon einmal für empörte Schlagzeilen in den Medien sorgt, bevor er selbst dort als Versager an den Pranger gestellt wird.

Besonders absurd ist sein Vorwurf, Banken nähmen Beschränkungen für ihre Top-Mitarbeiter Continue reading Diesem Blog folgentwitterlinkedinrsstwitterlinkedinrss
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Mindestlohn und Begrenzung von Managerbezügen – Arbeitszeit als Messlatte?

Arbeitszeit gilt in der derzeitigen Debatte um Mindestlohn als die einzig richtige Messlatte für Einkommen. Arbeitsleistung kann nach zwei Kriterien entlohnt werden: nach Zeit oder Stückleistung. Keines der beiden ist besser oder schlechter als das andere. Bezahlung nach Zeit hat den wohlbekannten Nachteil, dass Arbeitnehmer trotz unterschiedlicher Leistung bei gleicher Arbeitszeit gleich viel verdienen. Lohn nach Stückleistung hat den Nachteil, dass zeitaufwendige Qualität nicht immer akkurat in der Bezahlung reflektiert wird. Beispielsweise hat man bei der Lektüre der WirtschaftspresseContinue reading Diesem Blog folgentwitterlinkedinrsstwitterlinkedinrss
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