Argentinien pleite Elliott Geierfonds

Argentinien bleibt finanzieller Schurkenstaat

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Argentinien pleite Elliott Geierfonds

© Andrea Calistri – Fotolia.com

Ende Juli wird Argentinien bereits zum zweiten Mal innerhalb von nur 13 Jahren pleite sein. Das überrascht nicht, denn Argentinien ist derzeit einer der weltweit schlimmsten finanziellen Schurkenstaaten. Und das aus mehreren Gründen:

  • Ausländische Anleihekäufer, meist europäische Kleinsparer, mussten vor 13 Jahren auf zwei Drittel ihres Kapitals verzichten. Wer sich nicht erpressen lassen wollte, ging leer aus. Die Verluste der Kleinanleger beliefen sich auf rund 60 Milliarden Dollar.

  • Auch Zahlungen an staatliche Kreditgeber stellte Argentinien ein. Damit ging es weiter als Griechenland, das bisher nur private Geldgeber zur Kasse gebeten hat, aber den diversen staatlichen Geldquellen bisher brav Zinsen zahlt. Die Verluste der staatlichen Kreditgeber beliefen sich auf 9,7 Milliarden Dollar.

  • Der spanische Ölkonzern Repsol wurde von der argentinischen Regierung im April 2012 kurzerhand enteignet.

  • Rentensparpläne und Pensionskassen der argentinischen Bürger im Wert von 24 Milliarden Dollar wurden zwangsverstaatlicht und in staatliche Anleihen umgewandelt. Diese verlieren dank einer Inflation von 35 Prozent rapide an Kaufkraft. Für die Rente wird da nicht viel übrig bleiben.

  • Gegen private Forschungsinstitute, die Argentiniens Inflationsrate unabhängig berechnen, wurden Strafverfahren eröffnet, als die geschönten Zahlen der Regierung und die echte Inflation immer weiter auseinanderklafften.

Ein Teil der privaten Anleihebesitzer ging 2001 auf Argentiniens Drohung ein und verzichtete auf zwei Drittel ihrer Forderungen in der Hoffnung, wenigsten einen Teil ihrer Ersparnisse wiederzusehen. Insgesamt waren rund 95 Milliarden Dollar investiert. Eine Minderheit der Anleger, die mit immerhin noch rund 6,6 Milliarden Dollar investiert waren, darunter auch viele europäische Kleinsparer, widersetzte sich dieser Nötigung. Jahrelange Rechtsstreitigkeiten folgten. Argentinien unterlag in allen Instanzen. Vor zwei Jahren zog der oberste Gerichtshof einen Schlussstrich und verdonnerte Argentinien zur Zahlung.

Geierfonds

Doch damit ging es erst richtig los. Die von der argentinischen Regierung als „Geierfonds“ verunglimpften Investoren mussten ihre Forderungen erst einmal eintreiben, was bei zahlungsunwilligen Staaten gar nicht so einfach ist.

Wie skrupellos erpresserische Regierungen gegen Gläubiger vorgehen können, hat Georgien im Fall der israelischen Geschäftsmänner Ron Fuchs und Ze’ev Frenkiel bewiesen, Erst nach einem Jahr Gefängnis samt Herzinfarkt und Schlägertrupp verzichteten sie „freiwillig“ auf 70 Millionen Dollar und wurden freigelassen.

Im Fall Argentiniens kam es in diesem Jahr zu einer gerichtlichen Anordnung, alle ausstehenden Schulden parallel zu anderen fälligen Zinszahlungen zu tilgen, da alle Schuldner gleichberechtigt seien. Argentinien widersetzte sich. Im Juni verbot ein Richter einer amerikanischen Bank, die fälligen Zinszahlung weiterzuleiten – was einen Zahlungsausfall und eine erneute Staatspleite zur Folge haben dürfte. Eine 30-tägige Gnadenfrist läuft am 30. Juli aus.

Stimmungsmache

In ihrer Haltung wird Argentiniens Regierung von vielen gutherzigen bis naiven Kommentatoren unterstützt. Denn der Prozess wurde von einem Hedgefonds geführt, der die Anleihen erst nach der Pleite Argentiniens zu Bruchteilen des Nominalwerts erworben hatte. Das alleine gilt vielen schon als suspekt. Dabei ist es nichts Ungewöhnliches. Inkassounternehmen zahlen Gläubigern stets nur einen Bruchteil der ausstehenden Forderungen, weil bekannt ist, dass sich ein großer Teil davon nicht einfordern lässt und beim Rest hohe Kosten anfallen. Gegen Staaten gibt es jedoch keine Inkassounternehmen, und so ist es durchaus positiv, wenn endlich jemand diese Rolle einnimmt. Denn dadurch entsteht Druck auf skrupellose Staaten, sich im Ernstfall mit ihren Gläubigern zu einigen.

Der Hedgefonds Elliott Associates hat schon in der Vergangenheit erfolgreich Forderungen gegen zahlungsunwillige Staaten eingetrieben. Der Gründer von Elliott, Paul Singer, wird wegen dieser Taktiken angefeindet. Doch dies zeigt nur, wie schlecht die Kommentatoren recherchieren, den die für diese Investition bei Elliott Verantwortlichen sind Jay Newman und Lee Grinberg, deren Fonds unter dem Namen NML firmiert.

Auch wird behauptet, Argentiniens Souveränität würde von amerikanischen Gerichten unterminiert. Doch Argentinien hat sich freiwillig amerikanischem Recht untergeordnet, als es Anleihen in Dollar mit Gerichtsstand New York emittierte.

Es ist ein altes Rechtsprinzip, wonach sich Staaten bei kommerziellen Transaktionen Zivilgerichten unterordnen müssen. So kann beispielsweise eine staatliche Fluggesellschaft bei verlorenem Gepäck den Ersatz nicht mit Berufung auf staatliche Immunität verweigern. Souveränität gilt nur bei souveränen Aufgaben, und das Leihen von Geld bei ausländischen Kleinsparern ist wirklich keine souveräne Angelegenheit.

Normale Gewinne

Bei einer vollständigen Rückzahlung würde dieser Hedgefonds einen Gewinn von über 1.600 Prozent realisieren, wurde von Argentiniens Regierung in Zeitungsanzeigen kolportiert – eine Rendite, die sich für viele „zu hoch“ anfühlt und unmoralisch sein soll. Die Regierung nutzt einen alten Trick: Anstatt der üblichen jährlichen Rendite wird die kumulative Rendite zitiert. So kommen über 13 Jahre gerechnet abenteuerliche Zahlen zusammen, die in einschlägigen Kreisen für Empörung sorgen. Wenn man die Anwaltskosten herausrechnet und korrekt eine jährliche Rendite kalkuliert, kommt man hingegen auf rund 23 Prozent – unterhalb der vom ehemaligen Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann angestrebter Eigenkapitalrendite und weit unter der Eigenkapitalrendite des deutschen Mittelstands, die in der Regel bei rund 30 Prozent liegt.

Doch man kann bezweifeln, dass die Anleihen wirklich komplett samt Zinsen zurückgezahlt werden. Bei Verhandlungen werden die Gläubiger wahrscheinlich einem gewissen Abschlag zustimmen. Die tatsächliche Rendite wird zum Schluss also weit weniger spektakulär als kolportiert ausfallen.

Argentinien hätte das Geld

Die argentinische Regierung hätte dieses Desaster – ohne Gesichtsverlust – vermeiden können, wenn sie sich nicht fahrlässig in ihrer unnachgiebigen Position verbissen hätte. Mit wüsten Beschimpfungen gegen „Geierfonds“ konnte sie zwar bei ihren einheimischen Wählern punkten, kam aber einer Einigung keinen Schritt näher.

Dabei hatte Argentinien einige andere finanzielle und juristische Altlasten kürzlich beigelegt: mit den staatlichen Kreditgebern des „Paris Club“ einigte sie sich im Mai auf Rückzahlung von Schulden in Höhe von 9,7 Milliarden Dollar. Dem spanischen Ölkonzern Repsol zahlte sie eine Entschädigung in Höhe von fünf Milliarden Dollar. Doch bei den vergleichsweise mickrigen 1,5 Milliarden Dollar von Elliott Associates stellt sie auf stur.

Die von Argentinien und dessen Sympathisanten angeführten begrenzten Zentralbankreserven von 29 Milliarden Dollar stehen einer Einigung nicht entgegen. Dank des niedrigen Zinsniveaus könnte das Land außerdem neue Anleihen emittieren und damit die Forderungen begleichen. Insidern zufolge sollen diverse internationale Banken wie Bank of America, Goldman Sachs, J.P. Morgan und UBS kürzlich entsprechende Vorschläge präsentiert haben, sie wurden aber abgewimmelt.

Auch andere Finanzierungsformen sind denkbar, etwa die von Brasilien erfolgreich eingesetzten GDP-Warrants, bei denen die Rückzahlung an einen Anstieg des Bruttosozialprodukts gekoppelt ist und somit nur erfolgt, wenn das Land sich die Zahlung auch wirklich leisten kann. Brady-Bonds nach mexikanischem Vorbild sind eine weitere Möglichkeit. Vermutlich wird es nun erst nach der Abwahl der derzeitigen Kirchner-Regierung im nächsten Jahr zu einer Lösung kommen.

Neue Verluste für Kleinanleger

Derzeit stellt sich Argentinien stur. Das Land wird seinen bereits angekündigten Behelfsplan umsetzen müssen. Dieser sieht vor, dass die bestehenden Anleihen, auf die Argentinien Zinsen zahlen will, in lokale argentinische Anleihen umgewandelt werden, für die es bei einer Bank in Buenos Aires Zinsen geben wird. Für Großinvestoren ist es kein Problem, ihre Gelder in Argentinien abzuholen. Für die meisten Kleinsparer, die bereits vor 13 Jahren auf zwei Drittel ihrer Anlagen verzichten mussten, stellt dies eine unüberwindliche Hürde da. Sie werden wohl die ihnen zustehenden Zinsen niemals sehen. Damit wird Argentinien seinen Ruf als finanzieller Schurkenstaat erneut festigen.

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Gehalt Einkommen Banker

Investmentbanker verdienen zu wenig, Journalisten zu viel

Gehalt Einkommen Banker

Bild: Klaus-Uwe Gerhardt / pixelio.de

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Egal, wie viel oder wie wenig Angestellte der Finanzbranche verdienen, für die meisten Bürger ist es immer noch zu viel. Dabei sind die Gehälter im Finanzsektor in den letzten Jahren erheblich zurückgegangen. Nichtsdestotrotz schimpfen Öffentlichkeit und Aufsichtsbehörden über das angeblich zu hohe Gehaltsniveau.

Erst vor wenigen Monaten kritisierte der oberste Bankenaufseher der BaFin, Raimund Röseler, Banken für zu viele und zu hohe Boni. Ein Fall von Realsatire: Röseler ist nämlich dafür zuständig, eben jene EU-Regeln umzusetzen, durch die Boni begrenzt werden sollen. Wenn seine Aussagen stimmen, hat er jedenfalls erfolgreich von seinem eigenen Versagen abgelenkt.

Derzeit kursieren Statistiken, wonach der durchschnittliche Investmentbanker im vergangenen Jahr sechs Prozent weniger verdient hat als im Vorjahr, sogar 25 Prozent weniger als 2007. Trotzdem, so murren Beobachter, sei das Einkommen noch viel zu hoch.

Die Statistik trügt

Was kaum jemand weiß: Diese Gehaltsstatistik ist völlig bedeutungslos. Denn dies ist der Betrag, der ausgezahlt wurde. Darin enthalten sind nicht nur das ausgezahlte Gehalt des laufenden Jahres, sondern auch Boni aus längst vergangenen Geschäftsjahren, die nach den neuen Regeln erst mit mehrjähriger Verzögerung ausgezahlt werden dürfen. Die Boni des Jahres 2013 sind in der Statistik nicht erfasst, denn sie werden auch erst mit Verzögerung in den nächsten Jahren ausgezahlt, und dass auch nur, wenn der Banker in der Zwischenzeit nicht entlassen wurde oder freiwillig den Arbeitsplatz gewechselt hat.

Wenn ein Investmentbanker überhaupt keinen Bonus für das Jahr 2013 bekommt, fällt sein Einkommen in der Statistik trotzdem wesentlich höher aus als sein Gehalt, eben weil auch Boni der Vorjahre statistisch erfasst werden. Statistiken über die Bezahlung von Investmentbankern zeigen somit nicht, wie viel Investmentbanker in einem Jahr tatsächlich verdienen.

Bankenhasser steigerten Kapitalisten-Profit

Klar ist: Gehälter in Banken sind stark zurückgegangen. Nicht nur Bankenkritiker dürfen sich darüber freuen. Auch die Aktionäre profitieren davon. Denn noch vor ein paar Jahren ging rund die Hälfte der Einnahmen der Investmentbanken für Personalkosten drauf. Inzwischen sind es im Schnitt nur noch 37 Prozent. Vor der Krise hatten die Angestellten der Finanzbranche die Auseinandersetzung zwischen Kapital und Arbeit zu ihren Gunsten entschieden. Jetzt liegt das Kapital wieder vorne. Ironie der Geschichte? Bankenhasser haben durch die zahlreichen Beschränkungen der Gehaltsniveaus den kapitalistischen Eigentümern zu mehr Profit verholfen.

Natürlich kann niemand sagen, wie hoch genau denn nun die Bezahlung von Angestellten des Finanzsektors sein soll. Wahrscheinlich würden die Kritiker auch noch schimpfen, wenn die Gehälter auch nur einen Cent über dem Mindestlohn lägen. Ein Vergleich mit Zeitungsverlagen deutet jedoch darauf hin, dass Bankangestellte inzwischen unterbezahlt sein könnten. Die New York Times gibt 38 Prozent ihrer Einnahmen für Personalkosten aus, also ein Prozent mehr als Investmentbanken. Offenbar sind es jetzt Journalisten, die überbezahlt sind. Komisch nur, dass kein Leitartikel darüber verfasst wird.

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Minder-Initiative Schaffhausen Irland Managervergütungen Unternehmensstandort

Verwählt: Irland und Großbritannien lösen die Schweiz als Unternehmensstandort ab

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Minder-Initiative Schaffhausen Irland Managervergütungen Unternehmensstandort

© semmickphoto – Fotolia.com

Aktuell zeigt sich in der Schweiz, wie ein Land die eigene Volkswirtschaft ruinieren kann. Und das bereits durch eine einzige Maßnahme. Selbst wenn es um ein hehres Ziel ging wie die soziale Gerechtigkeit. Was die Schweiz jetzt noch retten kann.

Vor gut einem Jahr, im März 2013, stimmten 68 Prozent der Eidgenossen per Volksabstimmung „Gegen die Abzockerei“. Diese fand nicht nur bei vielen Schweizern, sondern auch bei anderen Westeuropäern, die sich um wirtschaftliche Gleichheit sorgten, große Zustimmung.

Die Folge der Abstimmung: Abfindungen oder Begrüßungsgelder für Topmanager sind nun verboten. Zwar ist eine weitere potenzielle „Katastrophe“, die Deckelung der Managergehälter, nach einer erfolglosen zweiten Volksabstimmung im Herbst 2013 vorläufig vom Tisch. Doch der größte anzunehmende Unfall ist schon eingetreten: Der Ruf der Schweiz als attraktiver Unternehmensstandort ist dauerhaft ruiniert!

Konzerne ziehen um

Deutlich wurde dies vor wenigen Tagen, als der Mischkonzern Tyco (Umsatz: 20 Milliarden Dollar, Marktwert: 19 Milliarden Dollar) ankündigte, seinen Hauptsitz von Neuhausen im Kanton Schaffhausen nach Irland zu verlegen. Die Begründung: Die Schweiz sei zu unberechenbar geworden.

Hintergrund ist, dass Tyco an der New Yorker Börse notiert ist. Die Gepflogenheiten und rechtlichen Anforderungen dort sind mit den neuen Schweizer Regeln nicht mehr so leicht zu vereinbaren. Juristen warnen, dass bei im Ausland kotierten Firmen die Aktionäre gleich zweimal über die gleichen Managervergütungen abstimmen müssen, um sowohl den amerikanischen als auch den Schweizer Gesetzen gerecht zu werden.

Kettenreaktion absehbar

Dass es tatsächlich die schlechten Rahmenbedingungen und nicht etwa Steuern sind, weshalb Konzerne wie Tyco aus der Schweiz flüchten, zeigt sich am Beispiel von Weatherford International (Umsatz: 15 Milliarden Dollar, Marktwert: 16 Milliarden Dollar). Der Hersteller von Ausrüstungsgütern für die Erdöl- und Erdgasgewinnung verlegte sein Hauptquartier erst vor fünf Jahren von Houston in die Schweiz. Jetzt kommt der Umzug aus der Schweiz nach Irland, wobei die Firma allerdings nach wie vor Steuern in der Schweiz zahlen wird, also keinen steuerlichen Vorteil daraus zieht. Das Common Law in Irland verträgt sich einfach besser mit dem an der New Yorker Börse gültigen Common Law.

Weatherford ist kein Einzelfall. Pentair (Umsatz: 7,5 Milliarden Dollar, Marktwert: 14 Milliarden) hat bereits vor einiger Zeit angekündigt, ebenfalls die Schweiz zu verlassen. Andere potenzielle Umzugskandidaten sind Foster Wheeler (Umsatz 3,3 Milliarden Dollar, Marktwert: 3,3 Milliarden Dollar), Garmin (Umsatz: 2,6 Milliarden Dollar, Marktwert: 10 Milliarden Dollar) oder Allied World Assurance (Umsatz: 2,2 Milliarden Dollar, Marktwert: 3,6 Milliarden Dollar).

Britische Konkurrenz

Im Gegensatz zur Schweiz haben sich Irland und Großbritannien in den letzten Jahren große Mühe gegeben, in die erste Liga der attraktivsten Unternehmensstandorte aufzusteigen. Wie es der Zufall will gerade rechtzeitig, um von der Schweiz enttäuschte Unternehmen willkommen heißen zu können.

Diese Anstrengungen machen sich nun bezahlt. Es sind nicht nur Flüchtlinge aus den Alpen, die sich auf den britischen Inseln niederlassen wollen. Selbst der amerikanische Pharmariese Pfizer plant seinen britischen Konkurrenten AstraZeneca zu übernehmen und dann eine Gesellschaft englischen Rechts zu werden. Zwar ist Pfizer in der ersten Runde gescheitert, dürfte es aber nach Ablauf der Übernahmewartefrist erneut versuchen. Noble Energy war erst im Jahr 2009 aus der Karibik in die Schweiz umgezogen und erwägt jetzt einen Umzug nach England.

Goldgedeckter Franken als Rettung

Britische Unternehmensberater werden von Anfragen überschüttetet: PricewaterhouseCoopers (PwC) hat mehr als 100 multinationale Kunden, die ihren Sitz nach England verlegen wollen, KPMG hat weitere 94. Bei Ernst & Young sind es nochmal 60. Es sind keineswegs nicht nur Finanzfirmen. KPMG hat in erster Linie Industrieunternehmen und nur acht Finanzfirmen unter den 94.

Der Zug für die Schweiz scheint abgefahren zu sein. Retten kann sie jetzt bestenfalls noch das Volksbegehren „Rettet unser Schweizer Gold“ bringen. Denn ein goldgedeckter Franken wäre zu Zeiten unbeschränkter Anleihenkäufe durch EZB und Fed ein echter Stabilitätsbeweis, der das verlorene Vertrauen wieder herstellen könnte.

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spin-off Steuern Abspaltung

Unternehmensabspaltungen (Spin-off): Vermögenssteuer durch die Hintertür

spin-off Steuern Abspaltung

Quelle: PeterFranz / pixelio.de

Der Finanzminister erlebt derzeit, von der breiten Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, einen unerwarteten Geldsegen. Seine Ursache liegt in den Unternehmensabspaltungen (spin-offs), die gerade von vielen amerikanischen und auch einigen europäischen Unternehmen durchgeführt werden. Bei inländischen Abspaltungen, wie kürzlich der Osrams von Siemens, gibt es keine steuerlichen Auswirkungen. Statt einer Aktie besitzt man zwei, die zusammen den gleichen Wert haben wie die ursprüngliche Aktie. Schlecht sieht es dagegen für deutsche Anleger aus, wenn sich ausländische Unternehmen spalten. Das wird vom Finanzamt grundsätzlich als Sachausschüttung gewertet und besteuert. Begründung: die steuerlichen Charakteristika der ausländischen Muttergesellschaft entsprechen möglicherweise nicht den deutschen Anforderungen für eine steuerfreie Abspaltung. Sicherheitshalber langt das Finanzamt zu.

Derzeit geht eine Welle von Unternehmensrestrukturierungen durch amerikanische Unternehmen. “In der modernen Zeit gehen amerikanische Unternehmen alle 30 Jahre durch ein Periode von Abspecken und Restrukturieren,” zitiert die Financial Times den Gründer von Skybridge, Anthony Scaramucci. “In den 80er Jahren geschah dies durch den Druck der Übernahmen, heute durch aktive Investoren. Alle 30 Jahre werden Unternehmen fett, sie werden träge.”

Für deutsche Sparer wird das teuer, denn die Liste der potentiellen Abspaltungen allein für die Monate Mai und Juni ist lang und hat einen hohen Marktwert:

  • Rayonier Inc. (Marktwert 5,8 Milliarden Dollar)
  • Timken Co (Marktwert 5,8 Milliarden Dollar)
  • The Ensign Group (Marktwert 960 Millionen Dollar)
  • Time Warner / Time (Marktwert 62 Milliarden Dollar)
  • Simon Property (Marktwert 54 Milliarden Dollar)
  • Exelis (Marktwert 3,2 Milliarden Dollar)
  • National Oilwell Varco (Marktwert 35 Milliarden Dollar)
  • NorthStar Realty Finance (Marktwert 5,3 Milliarden Dollar)
  • Oil States International / Civeo (Marktwert 5,3 Milliarden Dollar)
  • Tribune (Marktwert 7,4 Milliarden Dollar)
  • Fidelity National Financial (Marktwert 9,2 Milliarden Dollar)

Insgesamt spalten sich also in nur zwei Monaten Unternehmen im Wert von rund 192 Milliarden Dollar auf. Ein Teil davon dürfte auch deutschen Anlegern gehören, die den Wert der abgespaltenen Unternehmen als Dividenden versteuern müssen. Obwohl sie im Gegensatz zu einer echten Dividende kein Geld erhalten, und auch sonst ihre Investition nicht liquidiert haben. Letztlich handelt es sich hier also um eine Vermögenssteuer durch die Hintertür.

Es gab bereits Bestrebungen, die steuerliche Behandlung ausländischer Abspaltungen derer inländischer anzugleichen. Jedoch konnten sich Bund und Länder nicht auf die Verteilung der Steuerausfälle einigen. Zweifellos wird die Verteilung der Einnahmen einfacher, wenn bald durch die erhöhte Abspaltungsaktivität die Einnahmen sprudeln.

Manche Steuerberater sollen ihren Kunden raten, gegen die Einschätzung des Finanzamts, es handele sich um eine Sachausschüttung, Widerspruch einzulegen. Sollten viele Anleger auf diesen Rat hören, droht den Ämtern eine Widerspruchswelle. Der Gesetzgeber könnte allein dadurch zum Handeln gezwungen sein.

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Depfa Pfandbrief Privatisierung Soffin

DEPFA-Privatisierung: Staat verschenkt Millionen Euros

Depfa Pfandbrief Privatisierung Soffin

© B. Wylezich – Fotolia.com

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Was deutsche Politiker von den amerikanischen lernen können, zeigt die geplante Privatisierung der staatlichen Beteiligungen an der Deutschen Pfandbriefbank (DEPFA).

Medienberichten zufolge versucht derzeit der Bund, die Deutsche Pfandbriefbank (DEPFA), zu privatisieren, an der er durch die Soffin und HRE indirekt beteiligt ist. Die Privatisierung ist notwendig, weil er nach einer Abmachung mit der EU diese als illegale staatliche Beihilfe gewertete Beteiligung bis Ende dieses Jahres abstoßen muss. Als Käufer werden derzeit mehrere Konsortien von Hedgefonds genannt: ein europäisches um den ehemaligen UBS-Chef Oswald Grübel sowie zwei Gruppen aus den USA, die eine um Daniel Loebs Third Point, die andere aus derzeit nicht bekanntgegebenen Fonds.

Zwei weitere Konsortien bestehend aus Och-Ziff und Blackstone sowie J.C. Flowers und Apollo sollen in der Vergangenheit geboten haben, scheinen aber inzwischen nicht mehr dabei zu sein. Andere Fonds wie Lone Star, Cerberus, und KKR wurden vor einiger Zeit dem Kreis der Interessenten zugerechnet. Es ist aber nicht klar, ob sie wirklich Interesse hatten oder nur als die üblichen Verdächtigen genannt wurden.

Anteile werden verschleudert

Hedgefonds haben in den letzten Jahren vermehrt in traditionelle Finanzunternehmen investiert. Manche haben Rückversicherungen gegründet, wie beispielsweise Third Point Reinsurance (Third Point) oder SAC Re (Steve Cohens SAC Capital). Die Idee dabei war, eine dauerhafte Kapitalbasis zu schaffen, die von den Fonds verwaltet wird.

Beim Kauf der DEPFA könnten solche Gedanken auch im Spiel sein. Wahrscheinlicher aber ist, dass die potentiellen Käufer auf einen wirtschaftlichen Aufschwung setzen, der die Problemkredite in der Bilanz kuriert. Denn fest steht: Das reine Pfandbriefgeschäft von Kreditvergabe an die öffentliche Hand und Immobilien interessiert angesichts der neuen, hohen Eigenkapitalanforderungen kaum jemand. Es ist schlicht nicht rentabel genug für Hedgefonds. Es sei denn, man kauft die DEPFA extrem billig.

Auf Kosten der Steuerzahler

Nun stellt sich natürlich die Frage, warum die DEPFA ausgerechnet an verhasste Finanzinvestoren verscherbelt werden soll. Offenbar findet sich kein strategischer Käufer – sprich: Banken haben keinen Appetit auf Fusionen. Aber warum ausgerechnet Hedge- und Private Equity Fonds? Über deren Renditevorstellungen schimpfen Politik und Presse sonst immer, sie seien unmoralisch und überzogen.

Wie kommen diese Renditen zustande? Die klassischen Strategies wie Restrukturierung oder Wachstum werden angesichts des Wettbewerbsdrucks im Pfandbiefmarkt kaum in Frage kommen. Bei hohen Dividendenausschüttungen auf Pump werden die Aufsichtsbehörden nicht mitspielen. Bleibt also nur noch ein niedriger Kaufpreis mit Börsengang in 3-5 Jahren. Wenn man eine Rendite von 20 Prozent im Jahr anstrebt muss der Kaufpreis so niedrig angesetzt werden, dass man die Depfa in drei Jahren mit 73 Prozent Gewinn verkaufen muss, oder in fünf mit 149 Prozent Gewinn. Dieser niedrige Verkaufspreis wiederum geht auf Kosten der Allgemeinheit!

Von den Amis lernen

Dabei hätte der Finanzminister durchaus eine Möglichkeit, einen höheren Preis für den Steuerzahler zu erzielen: einen Börsengang. Der kommt früher oder später sowieso, die Frage ist nur, ob jetzt zugunsten der Steuerzahler oder in ein paar Jahren zugunsten der Finanzinvestoren. Aber wer mit den verhassten Finanzmärkten nichts zu tun haben will, muss um diese Lösung natürlich einen weiten Bogen schlagen und die Gewinnchance an andere abtreten.

Wie erfolgreich eine Privatisierung per Börsengang sein kann, hat gerade erst die amerikanische Regierung mit Ally Financial gezeigt, dem ehemaligen Finanzierungsarm von General Motors, der im Jahr 2009 gerettet wurde. Ally hatte zuvor bereits 15,3 Milliarden der 17,2 Milliarden Hilfsgelder zurückgezahlt. Mit der Neuemission nimmt der amerikanische Staat nochmals 2,5 Milliarden ein, was ihn in die Gewinnzone bringt. Außerdem hält der Staat nach der Börsenplatzierung weiterhin rund 15 Prozent der Anteile im Wert von derzeit über 1,5 Milliarden Dollar, hat also mit Ausstieg per Börsengang aus der Rettungsaktion einen hübschen Gewinn erzielt.

Bei der DEPFA wird der deutsche Steuerzahler wohl unterm Strich einen Verlust erleiden. Und wenn die Politik nicht so eine irrationale Abneigung gegen Finanzmärkte hätte, würde der Verlust wohl um ein paar hundert Millionen Euro niedriger ausfallen.

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Finanzmärkte denken doch nicht kurzfristig

Quelle: Andreas Hermsdorf  / pixelio.de

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Ein weitverbreitetes Vorurteil gegen Märkte kritisiert ihre angebliche Kurzsichtigkeit. Apples Aktiensplit scheint dieses Vorurteil nur zu bestätigen: warum würde ein Unternehmen seine Aktien teilen, wenn nicht, um Anleger an der Nase herumzuführen? Die Annahme ist also, das Finanzmärkte von Dummen dominiert werden, die im Gegensatz zu den Finanzmarktkritikern nicht clever genug sind, Tricksereien zu durchschauen. Continue reading Diesem Blog folgentwitterlinkedinrsstwitterlinkedinrss
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Heiße Luft um Yuan-Handel: Dim Sum in Frankfurt dank Tarek Al-Wazir

Wenn der grüne Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir und Staatschef Xi Jinping jubeln, dass die Bundesbank und die chinesische Zentralbank jetzt gemeinsam chinesischen Staatskonzernen helfen, die Vorschriften der chinesischen Wechselkursbehörde zu umgehen, dann ist das eher ein Symptom einer aus den Fugen geratenen staatlichen Verwaltung als ungezügelter Finanzmärkte.Continue reading

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Finanztransaktionssteuer = Energiewende 2,0

Mal wieder kommt eine Gebühr, die den Bürger nichts kosten soll: die Finanztransaktionssteuer, auch Tobinsteuer genannt. Von vielen Antikapitalisten seit Jahren zur Eindämmung angeblich ungezügelter Finanzmärkte gefordert, wurde sie ursprünglich durch die geplante Verwendung der Erträge zur Entwicklungshilfe gerechtfertigt. Seit der Finanzkrise braucht man keine Bilder hungernder Kinder mehr, sondern sieht sie als Strafsteuer auf Banken, die in der Krise gerettet wurden. Prompt wurden Entwicklungsländer von finanzmarktkritischen Aktivisten fallen gelassen. Von einer Robin-Hood Steuer ist heute nur noch in Propagandavideos der Organisation attac die Rede.

Weshalb genau Kapital besteuert werden muss, ist ohnehin nicht klar. Schließlich handelt es sich dabei entweder um bereits versteuertes Einkommen, das gespart wurde, oder um zukünftig zu erwartendes Einkommen, dass versteuert wird, wenn es dann tatsächlich verdient wird. Jegliche Besteuerung von Kapital ist also dubios per se.

Letztlich geht die Finanztransaktionssteuer auf ein Missverständnis zurück, nämlich den Irrglauben, Märkte und Banken wären das Gleiche. Darauf beruht die gesamte europäische Finanzarchitektur. Anstatt echte Märkte zu schaffen, auf denen Anleger ihr Kapital investieren, lässt man Banken die Wirtschaft und auch den Staat mit ihren Bilanzen finanzieren. Das Ergebnis: wenn irgendwo ein Staat wackelt, bricht das ganze System zusammen.

Die zu erwartenden Konsequenzen sind schon bekannt. Schweden ging mit einer Finanztransaktionssteuer in den 1980er Jahren baden – die Mehreinnahmen beliefen sich auf gerade einmal 50 Millionen anstatt der versprochenen Milliardensummen. Dazu kam ein Rückgang der Einnahmen von Steuern auf Spekulationsgewinne, weil die Zahl der Transaktionen sank. Unterm Strich verzeichnete Schweden eine kräftiges Minus.

Der britische Wellcome Trust, eine wohltätige Organisation, die Armut in der dritten Welt durch Erträge aus ihrem nicht unerheblichen Stiftungsvermögen bekämpft, geht davon aus, dass sie die Steuer 32 Millionen Pfund im Jahr kosten wird. Das entspricht den Kosten eines Hilfsprojekts in Kenia mit 600 Mitarbeitern. Ähnliche unbeabsichtigte Nebenwirkungen wird die Steuer Sparer haben, die Rücklagen für ihre Rente bilden. Die Fondsgesellschaft BlackRock schätzt, dass ein heute 40jähriger Anleger in einem aktiv verwalteten europäischen Aktienfonds bei einer Anlage von 10.000 Euro nach 20 Jahren durch die Steuer um rund 15.000 Euro schlechter dastehen wird als bisher. Noch absurdere Auswirkungen hat die Steuer auf Staaten, in denen Renten nicht auf dem Umlageverfahren wie in Deutschland und Frankreich, sondern auf Kapitalrücklagen beruhen. Für Lehrer, Krankenschwestern Polizisten und Feuerwehrleute haben amerikanische Kommunen Pensionsfonds eingerichtet, die weltweit, also auch in Europa, investieren. Die werden jetzt auch die Transaktionssteuer zahlen müssen. Damit bleibt aber für die Rentner später nicht weniger übrig. Vielmehr müssen die Kommunen, also der Steuerzahler, höhere Einzahlungen leisten. Kurzum: amerikanische und japanische Steuerzahler werden die europäische Finanztransaktionssteuer finanzieren, die europäische Wohlfahrtsstaaten finanziert.

Es ist also wie bei der Energiewende: sie sollte nichts kosten, zum Schluss ist es aber eben doch der Bürger, der die Rechnung präsentiert bekommt.

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Verbriefungen sind wieder da. Wie sie der Commerzbank helfen können

Bild: Melkom / Wikipedia Commons

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Verbriefungen werden für Verluste während der Finanzkrise verantwortlich gemacht. Natürlich waren nicht Verbriefungen selbst das Problem, sondern Landesbanken, die sie in ihre Bilanz aufnahmen. Noch dazu auf dem Umweg über Zweckgesellschaften, die möglicherweise nicht korrekt bilanziert worden waren.

Wie ich in meinem im März erscheinenden Buch Alternativlos Continue reading Diesem Blog folgentwitterlinkedinrsstwitterlinkedinrss
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