Depfa Pfandbrief Privatisierung Soffin

DEPFA-Privatisierung: Staat verschenkt Millionen Euros

Depfa Pfandbrief Privatisierung Soffin

© B. Wylezich – Fotolia.com

Dieser Beitrag ist zuerst auf der Huffington Post erschienen.

Was deutsche Politiker von den amerikanischen lernen können, zeigt die geplante Privatisierung der staatlichen Beteiligungen an der Deutschen Pfandbriefbank (DEPFA).

Medienberichten zufolge versucht derzeit der Bund, die Deutsche Pfandbriefbank (DEPFA), zu privatisieren, an der er durch die Soffin und HRE indirekt beteiligt ist. Die Privatisierung ist notwendig, weil er nach einer Abmachung mit der EU diese als illegale staatliche Beihilfe gewertete Beteiligung bis Ende dieses Jahres abstoßen muss. Als Käufer werden derzeit mehrere Konsortien von Hedgefonds genannt: ein europäisches um den ehemaligen UBS-Chef Oswald Grübel sowie zwei Gruppen aus den USA, die eine um Daniel Loebs Third Point, die andere aus derzeit nicht bekanntgegebenen Fonds.

Zwei weitere Konsortien bestehend aus Och-Ziff und Blackstone sowie J.C. Flowers und Apollo sollen in der Vergangenheit geboten haben, scheinen aber inzwischen nicht mehr dabei zu sein. Andere Fonds wie Lone Star, Cerberus, und KKR wurden vor einiger Zeit dem Kreis der Interessenten zugerechnet. Es ist aber nicht klar, ob sie wirklich Interesse hatten oder nur als die üblichen Verdächtigen genannt wurden.

Anteile werden verschleudert

Hedgefonds haben in den letzten Jahren vermehrt in traditionelle Finanzunternehmen investiert. Manche haben Rückversicherungen gegründet, wie beispielsweise Third Point Reinsurance (Third Point) oder SAC Re (Steve Cohens SAC Capital). Die Idee dabei war, eine dauerhafte Kapitalbasis zu schaffen, die von den Fonds verwaltet wird.

Beim Kauf der DEPFA könnten solche Gedanken auch im Spiel sein. Wahrscheinlicher aber ist, dass die potentiellen Käufer auf einen wirtschaftlichen Aufschwung setzen, der die Problemkredite in der Bilanz kuriert. Denn fest steht: Das reine Pfandbriefgeschäft von Kreditvergabe an die öffentliche Hand und Immobilien interessiert angesichts der neuen, hohen Eigenkapitalanforderungen kaum jemand. Es ist schlicht nicht rentabel genug für Hedgefonds. Es sei denn, man kauft die DEPFA extrem billig.

Auf Kosten der Steuerzahler

Nun stellt sich natürlich die Frage, warum die DEPFA ausgerechnet an verhasste Finanzinvestoren verscherbelt werden soll. Offenbar findet sich kein strategischer Käufer – sprich: Banken haben keinen Appetit auf Fusionen. Aber warum ausgerechnet Hedge- und Private Equity Fonds? Über deren Renditevorstellungen schimpfen Politik und Presse sonst immer, sie seien unmoralisch und überzogen.

Wie kommen diese Renditen zustande? Die klassischen Strategies wie Restrukturierung oder Wachstum werden angesichts des Wettbewerbsdrucks im Pfandbiefmarkt kaum in Frage kommen. Bei hohen Dividendenausschüttungen auf Pump werden die Aufsichtsbehörden nicht mitspielen. Bleibt also nur noch ein niedriger Kaufpreis mit Börsengang in 3-5 Jahren. Wenn man eine Rendite von 20 Prozent im Jahr anstrebt muss der Kaufpreis so niedrig angesetzt werden, dass man die Depfa in drei Jahren mit 73 Prozent Gewinn verkaufen muss, oder in fünf mit 149 Prozent Gewinn. Dieser niedrige Verkaufspreis wiederum geht auf Kosten der Allgemeinheit!

Von den Amis lernen

Dabei hätte der Finanzminister durchaus eine Möglichkeit, einen höheren Preis für den Steuerzahler zu erzielen: einen Börsengang. Der kommt früher oder später sowieso, die Frage ist nur, ob jetzt zugunsten der Steuerzahler oder in ein paar Jahren zugunsten der Finanzinvestoren. Aber wer mit den verhassten Finanzmärkten nichts zu tun haben will, muss um diese Lösung natürlich einen weiten Bogen schlagen und die Gewinnchance an andere abtreten.

Wie erfolgreich eine Privatisierung per Börsengang sein kann, hat gerade erst die amerikanische Regierung mit Ally Financial gezeigt, dem ehemaligen Finanzierungsarm von General Motors, der im Jahr 2009 gerettet wurde. Ally hatte zuvor bereits 15,3 Milliarden der 17,2 Milliarden Hilfsgelder zurückgezahlt. Mit der Neuemission nimmt der amerikanische Staat nochmals 2,5 Milliarden ein, was ihn in die Gewinnzone bringt. Außerdem hält der Staat nach der Börsenplatzierung weiterhin rund 15 Prozent der Anteile im Wert von derzeit über 1,5 Milliarden Dollar, hat also mit Ausstieg per Börsengang aus der Rettungsaktion einen hübschen Gewinn erzielt.

Bei der DEPFA wird der deutsche Steuerzahler wohl unterm Strich einen Verlust erleiden. Und wenn die Politik nicht so eine irrationale Abneigung gegen Finanzmärkte hätte, würde der Verlust wohl um ein paar hundert Millionen Euro niedriger ausfallen.

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